Der Stationenweg hinauf zum Bergle


Zur Osterzeit ist in Gengenbach der Weg der »Sieben Schmerzen Mariens« besonders schön, wenn die Frühlingssonne die Bildstöckle ausleuchtet. Fast zwei Meter hoch und aus Sandstein zeigen sie, hinter einem kleinen, handgeschmiedeten Ziergitter, Szenen aus dem Leben von Maria und Jesus. Heimatverbundene Bürgerinnen und Bürger aus dem Oberdorf und die Küsterin der Jakobuskirche umsorgen ehrenamtlich den meditativen Waldweg hinauf zum „Bergle“.
Hier frische Blumen, da eine Kerze, dort Zweige schneiden. Müll aufsammlen, von achtlosen Spaziergängern und Mountainbikern verloren. Moos und Spinnweben behutsam entfernen, denn der weiche Kalkstein ist empfindlich. Leider sind die religiösen Inschriften bald nicht mehr lesbar.
Die Bildreliefs wurden vor über hundert Jahren vom unvergessenen Pfarrer und Geistlichen Rat Theodor Burger (1827-1911) neu in Auftrag gegeben, als Andenken für seine Pfarrgemeinde. Pfarrer Burger bezahlte die Kunstwerke aus eigenen Mitteln. Ein Wallfahrts-Kreuzweg – im Einklang mit der Eckkapelle auf der Höhe und der berühmten Heilig-Grab-Kapelle – ist seit Anfang des 18. Jahrhunderts überliefert. Den Bau der Eckkapelle hatte 1717 der Benediktinerpater Cölestin Weippert veranlasst. Der heutige Stationenweg, gewidmet der Muttergottes, wurde am 4. Oktober 1908 feierlich eingeweiht.
Rita Wassner, seit Jahrzehnten Küsterin der Jakobuskirche, kümmert sich in der Karwoche intensiv um das Heilige Grab: „Spinnhuddle“ entfernen, putzen, ein neues Laken für die hölzerne Figur des Leichnams Jesu und frische Blumen. Tief bekümmert klagte Rita Wasser im April 2022: „Der Sand rieselt vom uralten, feuchten Gemäuer. Es ist so traurig. Alles zerfällt“.
Anmerkungen:
Das Grab von Pfarrer Theodor Burger, Geistlicher Rat und Ehrenbürger der Stadt, befindet sich auf dem Gengenbacher Friedhof, gleich rechts am Eingang, wo der Mammutbaum steht.
Über den Stationenweg schreibt Gernot Kreutz (1937 – 2015), Arzt und Heimatforscher, in den Gengenbacher Blättern, 2008, Seite 16-17.
Alles Wichtige über die dem Heiligen Benedikt geweihte Eckkapelle ist nachzulesen bei Alexander Bächle in den Gengenbacher Blättern, 2005, Seite 22.
Die Bildreliefs wurden einst von den Gebrüdern Moroder bei der Firma Simmler in Offenburg aus Kalkstein geschnitten.
Karl Glauner aus Gengenbach fertigte die Bildstöckle aus Sandstein,
die die sieben Reliefs schützen. Er schmiedete auch die kleinen Ziergitter an jedem Bildstock.
Über das „Bergle“ findet sich ein lesenswerter Text von Pfarrer Joseph Göppert in:
»Badische Heimat«, 58, 1978 S. 211 – 224.
©Ellen Dietrich